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Einträge vom: 27.12.2012

Hubertus Meyer-Burckhardt: Die Kündigung

Roots.pngKlappentext: "Die Kündigung"

Was bleibt von der Person ohne die Funktion?
Simon Kannstatt ist Top-Manager einer internationalen Investmentfirma. Das heißt, er war es. Man hat ihm gekündigt. Für Kannstatt brechen sämtliche Koordinaten zusammen. Er weiß nicht mehr, wohin. Deshalb macht er erstmal weiter, als wäre nichts geschehen. Irgendwann bleibt er dann dort, wo er sich am sichersten fühlt: im Züricher Flughafen. Und hebt doch wieder ab, diesmal in Richtung New York und zurück in eine Zeit, in der alles noch offen war für ihn.

Meine Rezension

In einem nüchternen, schnörkellosen Schreibstil beschreibt dieser Roman die Geschichte eines Mannes, der zuerst recht weit oben auf der Karriereleiter stand und nun plötzlich vor dem Nichts steht. Er lebte nur für seinen Beruf, hatte keine Zeit für ein Leben außerhalb des Berufs geschweige denn für Hobbies, war ständig geschäftlich unterwegs und im Grund nur eine Marionette ohne eigene Identität. Er spielte seine Rolle - mehr nicht. Nun, wo dies wegfällt, weiß er nicht weiter - und tut folglich so, als hätte er die betriebsbedingte Kündigung seines Chefs nicht bekommen.

Die Trostlosigkeit dieser Situation, aber auch die Einsamkeit dieses Exmanagers wird zwischen den Zeilen deutlich; die Atmosphäre ist businessmäßig seriös und nüchtern. Dabei wird die Geschichte flüssig erzählt. Man fragt sich, ob es dem Protagonisten gelingen wird, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Dies gibt eine wesentliche Motivation zum weiterlesen.

Im Züricher Flughafen begegnet er einer Restaurantmitarbeiterin, dem er sein Leid klagen kann. Gerade, als er seelisch ganz unten angekommen zu sein scheint, tritt die fiktive Person namens Roger in Erscheinung - eine Figur, die nur in seiner Vorstellung existiert.

Zitat:
"Mein Name ist Roger. Ich bin der Purser auf Ihrem Lebensflug. Wir werden uns von jetzt an ab und zu treffen. Immer dann, wenn Sie nah bei sich sind, auf der Flucht vor Ihrem antrainierten Ich. Ich bin, wenn Sie so wollen, der Zeremonienmeister Ihrer Träume. Wenn Sie nicht wie Rilkes Panther enden wollen, empfehle ich, dass Sie die Richtung Ihres Lebens ändern, und zwar nachdrücklich. Etwas Besseres finden Sie allemal, was allerdings auch nicht sonderlich schwierig sein dürfte."

In der einfachen Unterkunft in Newark, wo er Zuflucht findet, lernt der den Besitzer, der zugleich auch einen CD-Laden besitzt, kennen, und Patti, seine Mitarbeiterin. Hier lernt er allmählich, sich von seinen eingefahrenen Strukturen zu befreien und findet zu sich selbst, indem er sich dort einbringt.

Die Perspektiven wechseln im weiteren Verlauf zwischen den verschiedenen Szenen hin und her. Das heißt, der Zeitablauf ist nicht streng chronologisch. Ich finde, dieses Stilmittel ist hier gut und passend umgesetzt. Die Sprünge in den Szenen verwirren hier nicht, sondern motivieren zum Weiterlesen.

Für mich ist es ein gelungenes Werk zeitgenössischer Literatur, das sich auch kritisch mit dem heutigen Wirtschaftssystem und dem Kapitalismus auseinandersetzt und nebenbei viele Denkanstöße bietet.

Karin 27.12.2012, 20.09| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Lesewelten | Tags: Bücher, Romane, Gesellschaft, Sozialkritik, Wirtschaft, Rezension, Challenge, Back to the Roots,

Florian Illies: Ortsgespräch

Roots.pngKlappentext: "Ortsgespräch"

Eingebettet in die bewaldeten Hügel und sattgrünen Wiesen des Fuldatals liegt ein schmuckes kleines Städtchen. Es hat einen stillgelegten Bahnhof, eine Post, ein Heimatmuseum und die größte Kerze der Welt. Die Kirche ist aus dem Jahre 812 und die Pizzeria von 1985. Dieser Ort heißt Schlitz. Er steht exemplarisch für den schönsten aller Orte: Heimat. Jenen Ort, gegen den wir uns oft wehren wollen, aber nicht wehren können. Unsere Verbindung wird gehalten.
"Ortsgespräch" erzählt von der Liebe zum Landleben und zu dem sagenhaften Zwischenreich der deutschen Provinz, von der Erinnerung an Schwimmbadwiese und Karnevalssitzung, an den Schreibwarenladen um die Ecke und die Apfelernte im Herbst. Aber natürlich geht es nicht nur um die Traumbilder der Vergangenheit, sondern auch um die Veränderungen der Gegenwart. Um unheimliche Klassentreffen und »Total Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe«. Darum, wie Heimat dem Selektionsdruck im global village manchmal standhält – und ihm manchmal umso hoffnungsloser ausgeliefert ist.

Meine Rezension

Eine ganz nette Erzählung im typischen Stil von Florian Illies, einer Mischung aus Sachlichkeit und Wortwitz. Es liest sich flott und enthält viele ironische Seitenhiebe. Mit einem Augenzwinkern erzählt der Autor von seiner Heimat und verknüpft die Erzählung mit vielen Details, die den Alltag seiner Generation damals prägten. An so mancher Stelle erinnert man sich selbst an Gegebenheiten, die zu der Zeit in Deutschland aktuell waren, als es zum Beispiel das Ortsgespräch als Telefontarif noch gab und als die regionale Wirtschaft noch nicht zum Opfer der Globalisierung wurde.

Es ist durchaus eine nette Lektüre für zwischendurch. Teilweise mutet es vielleicht etwas bieder an, aber im Großen und Ganzen ist es ganz unterhaltsam. Es ist nicht unbedingt etwas Besonderes, kommt meines Erachtens nicht an "Generation Golf" und "Anleitung zum Unschuldigsein" heran. Aber ich habe es auch nicht bereut, es gelesen zu haben.

Karin 27.12.2012, 18.23| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Lesewelten | Tags: Bücher, Rezension, Challenge, Back to the Roots,

Nicole Walter: Das Leben drehen

Roots.pngKlappentext: "Das Leben drehen"

»Ich bitte Sie um Ihren Mann. Nicht für lange, weil … ich muss sterben.«
Dieser Satz und die Begegnung mit der ungewöhnlichen Amelie stellen Marlenes Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. War sie, die erfolgreiche Ärztin, nicht eben noch glücklich verheiratet? Mit Markus, ihrem Markus? Und wer ist diese bezaubernde Frau, die sich in ihr Leben gedrängt hat?
Marlene, Ärztin aus Leidenschaft, fasst einen Entschluss. Sie wird nicht zulassen, dass Amelie stirbt, wird ihr helfen, die Krankheit zu besiegen. Doch da ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet von ihrer Rivalin mehr über das Leben lernen wird, als sie je vermutet hat. Und das, was Amelie in ihr bewegt, lässt sich nicht mehr zurückdrehen.

Meine Rezension


Es geht ums Leben, wie man es so gestaltet, dass man am Ende sagen kann "Es ist alles richtig so, alles hat einen Sinn gehabt", um Liebe und Freundschaft sowie den Umgang mit Krankheit und dem nahenden Tod. Soll man um jeden Preis bis zum Schluss das Leben erhalten, oder ist es nicht wichtiger, die Würde zu erhalten und es dem kranken Menschen zu ermöglichen, die Zeit, die er noch hat, sinnvoll zu verbringen und so, wie er es will?

Ein sehr berührendes, mitreißendes Buch, das ohne erhobenen Zeigefinger und mit leisen Tönen zum Mit- und Nachdenken anregt. Die an sich auch ernste Thematik ist so leicht und locker aufbereitet, dass es eine Freude ist, es zu lesen und sich zu eigenen philosophischen Überlegungen inspirieren zu lassen. Sehr flüssig erzählt. Es ist ein herzerfrischendes Buch, das man sich sinnbildlich schön gemütlich auf der Zunge zergehen lassen kann. Dabei wird es niemals sentimental, das heißt es kommt ohne Kitsch aus und triggert nicht unangenehm. Es berührt auf angenehme Weise Herz und Seele.

Ein schönes Zitat aus dem Buch:

"Alles, was uns wirklich ausmacht, ist unsichtbar, hat die junge Frau gesagt. Unsere Gedanken sind unsichtbar, unsere Gefühle, Erinnerungen, die Hoffnung, Liebe. Deshalb ist es nicht vorbei, wenn wir gehen müssen. Unser Körper stirbt, aber das andere, was wir wirklich sind, das Unsichtbare, das braucht keinen Körper, das bleibt."

Karin 27.12.2012, 17.22| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Lesewelten | Tags: Bücher, Romane, Rezension, Challenge, Back to the Roots,

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